16 February 2015 Suddeutsche Zeitung
Deshalb sind auch die Etuden op. 56 und die Skizzen op. 58 von Robert Schumann eher diskrete Experimente mit ein paar zusätzlichen Grundtönen. Doch danach legte Roberto Prosseda mehr Wert auf den pianistschen Überbau. Bei einer Uraufführung von Luca Lombardi eighte er, mit Themen von Mendelssohn und jüdischen Melodien, subtilen Piano-Minimalismus sowie dramatische Fort-Cluster-Gewitter als Schreckensbeschwörungen von Aushwitz. Auf diesem Weg zeighte Prosseda sämtliche Möglichkeiten seines Instruments. Zum Höhepunkt wurde jedoch der alte Klaiertitan Liszt - ohne Pedal, nur mit ein paar sparsamen Basstönen als Verstärkung der orchestralen Fantasien. In der gewaltigen Dante-Sonate nach Sonetten von Petrarca spielte Prosseda alle Register von Liszts Klavierkünsten aus, sein unermüdliches Narrativ, die thetorische Überwältigung, die facettenreiche Tonmalerei un das wogende Aud- un Ab gestischer Beschwörungen. Nach so viel Piano pur blieben nur noch zwei Zugaben von Alkan und Gounod für die Demonstration der exotischen Pedalkünste an diesem Abend.
Klaus P. Richter